Mai Tai Roa Ae – nicht von dieser Welt

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Seit meiner frühesten Kindheit ist der Mai Tai mein Lieblingscocktail. Er eignet sich hervorragend, um das Können eines Barmeisters zu testen.

Der Mai Tai ist nicht nur einer der berühmtesten Cocktails der Welt, er ist auch zweifellos der beliebteste Drink aus der Ära der Tiki-Bars, die auf die Prohibition in den USA folgte. Im Gegensatz zu so populären Cocktails wie dem Manhattan und dem Cosmopolitan können die Zutaten eines Mai Tai´s erheblich variieren.Die Basis eines Mai Tai bilden immer Rum und Limettensaft, aber das sind nur zwei feste Größen.

Wer bei Google nach Mai Tai Rezepten recherchiert, stößt auf Rezepte, bei denen der Saft von Orangen, Passionsfrucht, Grapefruit oder von Ananas verwendet wird, sowie Amaretto, Vanillesirup, Orangen- oder auch Aprikosenlikör, Grenadine und manchmal auch Magenbitter.

Meiner Ansicht nach gehört das alles nicht in einen klassischen Mai Tai.

Das Originalrezept besteht nur aus Rum, Limettensanft, Curacao, Orgeat (Mandelsirup) und Zuckersirup, garniert mit einer Limettenschale und einem Minzblättchen.

Geschichte des berühmtesten aller Tiki-Cocktails

Victor Bergeron alias „Trader Vic“ schrieb in seinem „Bartender’s Guide“ von 1972: „Anybody who says I didn’t create this drink is a dirty stinker“

Damit ist eigentlich schon fast alles gesagt.

Angeblich mixte er den ersten Mai Tai für zwei gute Freunde aus Tahiti, die daraufhin ausgerufen haben sollen: Mai Tai Roa Ae, was in etwa heißt: „Nicht von dieser Welt – Das Beste“.

Eingeleitet wurde die Ära der Tiki-Bars von Don Beach alias „Don the Beachcomber“ 1933, nach dem Ende der Prohibition. Seine Bar, die ebenfalls „Don the Beachcomber“ hieß, war als Südseeparadies gestylt und wurde innerhalb kürzester Zeit zu einem beliebten Treff für Hollywood-Berühmtheiten wie Charlie Chaplin und Howard Hughes.

Der Mai Tai, wie er im Trader Vic ausgeschenkt wurde, kann auf den „Q.B. Cooler“ von Don the Beachcomber zurückgehen. In seinem Buch „Beachbum Berry’s Sippin’ Safari“ beschreibt Berry den Cooler: »Geschmacklich weist dieses Rezept erstaunliche Ähnlichkeit mit Vic’s Mai Tai auf. Noch erstaunlicher ist jedoch, dass Vic den Q.B. Geschmack mit ganz anderen Zutaten erzielte: Außer Limetten und Rum haben die beiden Drinks nichts gemeinsam«.

Don, Vic und all die anderen Tiki-Barbesitzer lieferten sich einen unerbittlichen Wettkampf und hielten ihre Rezepte streng geheim. Don kodierte sogar seine Flaschenlabels, so dass nicht einmal die Bartender wussten, was die Drinks enthielten.

Der Rum macht ihn zum „World’s Most Expensive cocktail“ – ein Drink für 1.270$

Die Produktion des 17 Jahre alten Wray & Nephew, der für den ursprünglichen Mai Tai benutzt wurde, war leider nach fünfzig Jahren erschöpft, und nur wenige haben den Rum gekostet und können einen passenden Ersatz vorschlagen.

Der Mai Tai war dermaßen beliebt, dass Trader Vic weltweit die ganzen Vorräte an Wray& Nephew Rum aufbrauchte; danach griff er auf eine 15 Jahre alte Version derselben Marke zurück, bis auch diese Quelle versiegte.

Sean Muldoon, Bar-Manager des Merchant Hotels in Belfast, konnte ein paar wenigen glücklichen Gästen mit der letzten Flasche 17-jährigem Wray & Nephew Rum hergestellten Mai Tai servieren. Muldoon sagt: »Innerhalb von zwei Jahren verkauften wir zehn Cocktails zu je 750 £. Der letzte existierende Mai Tai ging für 1.270$ an einen Arzt aus L.A. Er war ein Tiki-Fan und er kam nur nach Belfast, um in den Genuss des letzten erhältlichen Mai Tai´s zu kommen.«

Im Merchant Hotel in Belfast wird inzwischen ein Mai Tai serviert, der zu gleichen Teilen aus Appleton V/X und Myers Rum besteht.

Orgeat und andere Zutaten

Für den ursprünglichen Mai Tai verwendete Trader Vic DeKuyper Curacao Orange, Orgeat von Garnier und frisch gepressten Limettensaft.

Die meisten Barmixer bevorzugen auch weiterhin einen auf neutralem Alkohol basierenden Orangenlikör (Cointreu, Bols etc.) gegenüber einem alten, auf Brandy basierenden Likör wie Grand Marnier.

Orgeat ist ein Mandelsirup, den es schon Jahrhunderte vor dem Mai Tai gegeben hat. Nur wenige der industriell hergestellten Orgeatsirupe enthalten wirklich Mandeln, meistens handelt es sich um ein Mandelextrakt. Nicht so die kleineren Marken wie Trader Tiki und Small Hand Foods. Aus diesem Grund stellen einige Bartender ihr Orgeat selbst her. Ein Rezept für Orgeat findet man unter der Website artofdrink.

Viele kommerzielle Sirupe enthalten so viel Mandelextrakt, dass jeder andere Geschmack dadurch überdeckt wird. Trader Vic wollte nur ein »subtiles Mandelaroma« hinzufügen, daher muss hier sehr vorsichtig sein.

Das Eis

Vics Mai Tai Rezept sieht vor, dass der Drink mit geschabtem Eis zusammen geschüttelt und in ein doppeltes Old Fashioned Glas gegossen wird, ohne ihn abzuseihen. Einige Bartender schütteln ihn zuerst zusammen mit Eiswürfeln und sieben ihn dann über zerstoßenes Eis. Wieder andere fangen mit Eiswürfeln an und schütteln so kräftig, dass die Würfel sich geschabtem Eis annähern. Das Ganze wird direkt ins Glas gegeben.

Der Mai Tai ist ein guter Cocktail um das Können eines Barmeisters zu testen. Wollt ihr die Qualität einer Bar testen… dann bestellt Euch einen Mai Tai.

Meinem Geschmack nach sehr gute Mai Tai´s bekommt man in Hamburg im Christiansen´s und in der Hotelbar des Vier Jahreszeiten (kleiner Tipp – wer nicht in der verräucherten Bar dort sitzen möchte, bekommt auch die Getränke im Livingroom serviert). Dort haben wir auch das erste Mal die tollen Gläser aus der Charles Schumann´s Kollektion „Hommage“ von Zwiesel gesehen, die auf dem Foto zu sehen sind.

Einen traumhaften Mai Tai, in einem tollen Ambiente bekommt man auch im Trader Vic´s im Bayerischen Hof in München.

Mai Tai (historisches Rezept von 1944)

60 ml 17-Jahre alten Wray & Nephew Rum
30 ml frischer Limettensaft
15 ml Curacao Orange
7.5 ml Orgeat
7,5 ml Kandiszuckersirup
(2:1 einfacher Sirup)

Alle Zutaten mit zerstoßenem Eis schütteln und in das Glas schütten (nicht sieben). Garnitur: Minzezweig & Limettenschale

Mai Tai

Mai Tai (für den Hausgebrauch)
1 Portion
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Ingredients
  1. 30 ml Myers Rum
  2. 30 ml Dunkler Rum
  3. 60 ml heller Rum
  4. 30 ml Curacao Orange
  5. 30 ml frischer Limettensaft (eine Limette)
  6. 15 ml Mandelsirup
  7. 2 TL Puderzucker
Instructions
  1. Alle Zutaten in einen Cocktailshaker mit zerstoßenem Eis geben und gut schütteln. Alles in das Glas schütten (nicht sieben).
Notes
  1. Im Hausgebrauch muss man ein bisschen mit den Zutaten experimentieren. Ein Mai Tai sollte nicht sauer schmecken. Das ist gar nicht so einfach bei den Limetten die hierzulande verkauft werden. Die unterscheiden sich bezüglich Ihrer Süße stark zu Limetten, die man z.B. in Asien bekommt.
  2. Auch beim Mandelsirup sollte man vorsichtig portionieren, damit der Geschmack nicht zu intensiv wird.
  3. Der Meyers Rum ist ein fassgelagerter Jamaika Rum, der sehr geschmacksintensiv ist. Ist sein Anteil zu hoch, geht der Orangengeschmack des Curacao unter.
Köstliche Welt https://koestlichewelt.de/

 

 

6. September 2015