… oder it took just a few hours to fall in love with Lisboa.
Lissabon ist für mich eine der beeindrucktesten Städte der Welt – ein bunter Mix aus Menschen, Sprachen, Geräuschen und Gerüchen. Eine Stadt mit unglaublich viel Geschichte, Erdbeben, Zerstörung und Wiederaufbau und dem Beginn von Expeditionen, die die Welt veränderten – alles gepaart mit bodenständigen Menschen, die ruhig und gelassen leben und das Leben zu genießen wissen. Unsere ersten Entdeckungen in der Stadt haben wir mit einer alten Tram gemacht. Ziemlich viele dieser alten Gefährte düsen immer noch durch die Innenstadt. Sie sind klein, meistens rappelvoll, haben nur einen Wagen und flitzen die Hügel hoch und donnern sie wenige Minuten später auf der anderen Seite wieder herunter. Bei den Steigungen, die es in Lissabon zu bewältigen gilt, ist das eine echte Meisterleistung. Nicht selten findet man Sand auf den Schienen bei den starken Steigungen, damit die Tram nicht abrutscht. Auch muss während der Fahrten manchmal angehalten werden und oben auf dem Wagen die Stromversorgung gewechselt werden (die „neue“ Halterung ist halt so breit, dass sie in den engen Gassen der Alfama nicht um die Kurve kommt).
Die Baixa, also die Innenstadt und das Zentrum von Lissabon erkundet man am besten zu Fuß. Als Startpunkt eignet sich gut der Praça de Commercio, direkt unten am Fluß Tejo, mit seinem großen Triumphbogen Arco da Rua Augusta.
Mitten auf dem Platz, den man übrigens auch Terreiro do Paço (Schlossplatz) nennt, steht eine große Staue von Dom José I. Der doppelte Namen kann schon mal zu Verwirrung führen, denn bis zum großen Erdbeben 1755 hieß der Platz Terreiro do Paço, weil hier das Schloss stand. Erst danach bekam er den Namen Praça de Commercio. Die Metrostation führt übrigens noch den alten Namen, was dann spätestens zur Verwirrung beträgt.
Vom Platz aus hat man einen schönen Blick über den Flusss, bis hin zur Ponte 25 de Abril und der riesigen Christos Rei-Statue. Den Arco da Rua Augusta kann man auch besichtigen. Von oben hat man einen herrlichen Blick über die Innenstadt. Über die Rua Augusta, der großen Einkaufsstraße, gelangt man zum Rossio. Der Weg führt vorbei an dem Elevator de Santa Justa; ein Personenaufzug, der schon seit mehr als 100 Jahren die Stadtteile Baixa und Bairro-Alto verbindet (und leider bei unserem Besuch komplett eingerüstet war). Am Rossio beginnt auch die Avenida da Liberade, die fast 100 Meter breite Prachtstraße, die bis hoch zum Praça de Marques de Pombal führt.
Viel enger sind die Gassen in dem ehemaligen Arbeiterviertel Graça oder der Alfama. Hier muss man wirklich vorsichtig sein, wenn die Tram um die Ecke biegt, denn oftmals liegen zwischen der Bahn und der Hauswand nur wenige Zentimeter. In der Alfama, die das Erdbeben recht gut überstanden hat, findet man noch sehr viele alte Häuser, die oftmals mit bunten Kacheln verziert sind.
Hier gibt es viele Aussichtspunkte, von denen man über große Teile der Stadt schauen kann.
Wer diese steilen und engen Gassen nicht zu Fuß erkunden möchte, der kann mit der Linie 28 hindurch fahren. Mitten in der Alfama liegen viele Sehenswürdigkeiten, z. B. das Castelo de San Jorge, das Kloster Sao Vincente de Fora …
oder auch die Kathedrale von Lissabon.
Auf der anderen Seite der Innenstadt liegen dann Bairro-Alto und Chiado. Mitten in das quirlige Einkaufsviertel Chiado kommt man mit dem schon erwähnten Elevator de Santa Justa, zu Fuß durch die kleinen Gäßchen oder über die großzügig angelegte Metrostation Baixa-Chiado, die auf der einen Seite recht weit unten liegt, innen aber mit Rolltreppen versehen ist, mit denen man dann auf dem Hügel wieder herauskommt (und das alles ohne Ticket). Auf einem der größten Plätze kann man vor dem Café a Brasileira neben der Statue von Fernando Pessoa seinen Kaffee schlürfen (und sich natürlich mit dem berühmtesten portugiesischen Dichter knipsen lassen). Das ehemalige Künstlerviertel strahlt auch heute noch einen einzigartigen Charme aus – von Restaurants, Fado-Bars, Insider-Modeläden, Galerien und alten Cafés, aber auch die staatliche Ballettschule ist hier angesiedelt, wo man am Samstagmorgen Mädels in Ballettkluft, nur mit Pulli übergezogen zum nebenan liegenden Ballettladen flitzen sieht, um neue Spitzenschuhe zu kaufen.
Schon im Bairro-Alto, direkt an der Kante eines Hügels in unmittelbarer Nähe zum Elevator de Santa Justa, liegt eine alte Kirche ohne Dach – das Convento do Carmo. Die Kirche wurde im großen Erdbeben von 1755 fast völlig zerstört und der Wiederaufbau scheiterte immer wieder. Lediglich der linke Flügel, in dem heute die Nationalgarde sitzt, ist wieder aufgebaut worden. An einem sonnigen Tag ist dieser Ort jedoch ein Traum für alle Fotografen – weiße Wände, dunkelblauer Himmel.
Wer dann irgendwann meint, er habe in der Innenstadt genug gesehen, der sollte mit der Tram nach Belém fahren. Hier liegen 3 der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Lissabon. Direkt am Fluss liegen schon zwei davon – der historische Torre de Belém (UNESCO Weltkulturerbe) und der moderne Padrão dos Descobrimentos. Beide erinnern an die Seefahrer- und Entdecker-Nation Portugal. Der Torre de Belém gehört zu den wenigen Bauwerken im manuelitischen Baustil, der das große Erdbeben fast unbeschadet überlebt hat. Er diente als Leuchtturm, Begrüßungs- und Verabschiedungssymbol, Waffenlager und Gefängnis und hatte bis zum Erdbeben einen Zwillingsturm, der auf der anderen Seite des Tejo lag.
Der Padrão dos Descobrimentos, also das Denkmal der Entdeckungen wurde 1960 unter dem damaligen Diktator Salazar errichtet. Es zeigt 33 wichtige Persönlichkeiten der Geschichte Portugals; Seefahrer, Entdecker, Dichter und Astronomen. Hier findet man u. a. Heinrich den Seefahrer, Vasco da Gama und Ferdinand Magellan.
Auf dem Weg vom Padrão dos Descobrimentos zum Kloster (Mosteiro dos Jerónimos) liegt das moderne Kulturzentrum CCB, welches 1993 zur EU-Ratspräsidentschaft gedacht war. Heute wird es vielfältig genutzt und beinhaltet Ausstellungen, ein Schauspielzentrum, ein Hotel, diverse Konferenzräume. Es gibt Theater- und Opernaufführungen und internationale Tagungen werden hier abgehalten. Ich persönlich finde moderne Architektur nicht immer wirklich schön. Hier ist es aber wirklich gelungen eine gute Mischung hinzubekommen, die die umliegenden historischen Gebäude nicht in den Schatten stellt und trotzdem sich behaupten kann.
Das Mosteiro dos Jerónimos ist das bedeutendste manuelitische Gebäude. Bereits 1501 wurde der Bau begonnen und beherbergte bis ins 19. Jahrhundert den Orden des Heiligen Hieronymus und hier sind viele bedeutende Persönlichkeiten aus der portugiesischen Geschichte beigesetzt. Das Erdbeben richtete glücklicherweise auch nur wenige Schäden an, was man von den Truppen Napleons nicht behaupten kann. Die haben ganz ordentlich hier gewütet. Auch das Kloster ist heute ein UNESCO Weltkulturerbe.
Die Klosterkirche ist auch innen sehr imposant.
Aber noch etwas gibt es in Belém, für das es sich lohnt, den Stadtteil zu besuchen – es ist der Geburtsort der kleinen Natas, einem süßen Traum aus Blätterteig, Zucker, Eigelb und Sahne. Hier werden sie Pastéis de Belém genannt und angeblich kennen nur 5 Menschen das Rezept. Dani, die uns beim Foodwalk durch die Geschichte Lissabons geführt hatte, sagte, es gebe jeden Morgen einen der 5 Geheimniskenner, der in eine Backstube (Secret Room nannte sie es) geht und dort für alle Bäcker in Belém alleine ohne Zuschauer die Füllung zubereitet. Diese wird dann verteilt und … yummy, sind die lecker… Wir haben es innerhalb von ca. 2 Stunden auf stattliche 6 Stück zu zweit bekommen. Lauwarm, mit etwas Zimt … *seufz*… In der Casa Pastéis de Belém werden sie bereits seit 1837 verkauft und es stehen immer lange Schlangen vor der Tür. Da der Verkauf glücklicherweise in mehreren Reihen abläuft und bezahlen und bestellen 2 getrennte Vorgänge und Schlangen zum Anstehen sind, wartet man nicht allzu lange, bis man eine süße Köstlichkeit in den Händen hält. Kurz nach dem „in den Händen halten, kann man dann viele Menschen mit glücklichem Gesichtsausdruck sehen, die sich immer noch die Finger abschlecken.
Auf der Fahrt von Belém wieder zurück zu Innenstadt sieht man auf der gegenüberliegenden Seite des Tejo, direkt an der Ponte 25 de Abril die riesigen Christos Rei-Statue stehen. Von hier aus hat man übrigens einen wunderbaren Ausblick auf die „Weiße Stadt“, wie Lissabon auch genannt wird. Die Fahrt beginnt am Cais des Sodre mit einer Fährt, die einen in wenigen Minuten auf die anderen Seite des Flusses bringt. Der kleine Hafen an sich ist wenig spannend, allerdings kann man, wenn man sich vom Fähranleger rechts hält und direkt am Wasser lang geht, Fischer beim Fang-einholen zusehen. Die Häuser sind zum größten Teil verfallen, aber es gibt schöne Einblicke und tolle Fotomotive, wenn das Licht mitspielt.
Vom Hafen aus kommt man mit dem Bus der Linie 101 direkt zur Christos Rei-Statue, die oberhalb der Brücke liegt. Die Ponte 25 de Abril sieht auf den ersten Blick aus, wie die Golden Gate Bridge in San Francisco; sie ist jedoch erheblich kleiner. Allerdings beinhaltet sie eine Kombination aus Eisenbahnstrecke (unten) und Autostraße (oben), was wiederum nur wenige Brücken haben. Auch, wenn man Brücken an sich unspannend findet, der Blick von hier oben ist kaum zu überbieten. Wir hatten strahlenden Sonnenschein, aber ich kann mir vorstellen, dass es auch wunderbar aussieht, wenn es nebelig ist und nur noch die Pfeiler der Brücke aus dem Nebel herausschauen.
Wieder zurück am Cais de Sodre, sollte man dringend etwas essen gehen – am besten im Mercado di Ribeira, über die wir ja schon einen ganzen Artikel geschrieben haben.
Damit Ihr Euch schnell in der Stadt zurecht findet, nachfolgend ein paar Tipps und Tricks.
Unsere Tipps:
- Vom Flughafen weg kommt man ziemlich fix mit einem Taxi (ca. 13 EUR bis in die Innenstadt). Es fährt aber auch die Metro oder ein Flughafenbus. Bei der Metro kann es sein, dass man umsteigen muss (mit viel Gepäck ist das ggf. etwas schwierig); der Bus fährt von 7-23 Uhr alle 20 / am Wochenende 25 Minuten (leider weiß man wirklich nicht genau, wann er kommt, da man auf den Fahrplänen nur die Abfahrtszeit des 1. Abfahrtortes hat – aber darüber hat Doro ja schon in Ihrem Artikel berichtet.)
- Der öffentliche Nahverkehr bringt einen fast überall hin. Es gibt die Metro, Busse, Straßenbahne und die Tram. Damit das Ganze einfach und schnell klappt, gibt es Karten (Viva Viagem), die man aufladen kann und beim Ein- und Aussteigen gegen einen Scanner hält. Die Karten kosten einmalig 50 Cent und je mehr man auflädt (Option „Zapping“ wählen), desto billiger sind die Fahrten. Hier noch der Link zu der Transportseite.
- Ruinen in der Stadt – in der Innenstadt dürfen Häuser nicht abgerissen werden. Aus diesem Grund gibt es öfters alte Häuser, in denen keiner mehr lebt. Diese Häuser werden derzeit nach und nach restauriert; das ist aber wesentlich kostspieliger, als abreißen und neu bauen. Portugal ist von der Finanzkrise mächtig gebeutelt worden und das Geld sitzt nicht so locker. Deshalb wird es noch mehrere Jahre dauern, bis alle alten Häuser wieder bewohnbar sind.
- Hotel – ja, das Thema ist wirklich nicht einfach. Es gibt Unmengen davon: kleine, große, alte und neue, in der Altstadt, etwas weiter draußen. Sicherlich ist für jeden etwas dabei. Ein paar Dinge sollte man wissen: fast alle alten Häuser haben keine Heizung (nur Radiatoren), keine Klimaanlage, Einfachverglasung, d. h. es ist im Winter feucht und kalt und im Sommer ganz schön heiß (es wird bis 40-45 Grad). Dank der Einfachverglasung hört man recht viel von draußen und schallisoliert ist etwas anderes. Leider haben wir nicht herausgefunden, wie man bei der Buchung herausfinden kann, ob ein Hotel saniert ist oder nicht.
Die neues typischen Businesshotels gibt es auch. Sie sind meist etwas von der Innenstadt weg, aber dank der hervorragenden Anbindung an den Nahverkehr, ist das überhaupt kein Problem. In 3-5- Minuten ist man mit der Metro dann doch meist da. Wir haben in der Nähe vom Praça de Marques de Pombal im Sana Lisboa übernachtet und waren sehr zufrieden; sauber, gutes Frühstück, gute Betten, netter Service und 150 m von der Metro weg mit Haltestelle des Flughafenbusses vor der Tür). - Essen – hach … *seufz* … großartig – so toll, dass wir noch mindestens 2 Artikel darüber schreiben werden, weil es hier einfach viel zu viele Informationen wären… Erste Anlaufstelle: der Mercado di Ribeira – schon in 2 Artikeln erwähnt – hier findet man ausreichend Essen für jeden Geschmack. Die Markthalle ist auf jeden Fall eine gute Anlaufstelle -meist muss man dann leider immer wieder dorthin, weil das Essen einfach viel zu gut ist. Das Nationalgericht ist übrigens derBacalhau (getrockneter Stockfisch / Kabeljau/Dorsch). Es gibt ihn in gefühlten 1000 Varianten und er schmeckt einfach lecker. Hier heißt es: ausprobieren!
- Kaffee oder in Lissabon auch Bica genannt – ein Muss. Kleine Kaffeebars gibt es an jeder Ecke und dank der Seefahrer, die den Kaffee aus allen Ecken der Welt (Brasilien, Mosambik, Angola oder São Tomé ) nach Portugal brachten, ein Stück Tradition. Moderne Kaffeespezialitäten sucht man vergebens – ein Milchkaffee, also einen Galao, bekommt man gerade noch. Alle anderen trinken halt Bica – mit oder ohne Zucker. und dazu gibt es immer etwas Süßes …
- … Doce (süß) … gibt es überall. Das beliebteste ist Pastéis de Nata. Ein Muss. Jeden Tag.
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Ginjinha – der überall in Lissabon zu nahezu fast allen Tageszeiten im Stehen getrunkene Sauerkirschlikör. Die älteste Bar, die ihn (und es wird dort nur Ginjinha ausgeschenkt) ausschenkt, wurde 1840 eröffnet. Darüber haben wir bereits in unserem Artikel zum Foodwalk durch das Maurenviertel berichtet.
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Uhrzeiten: dass die Uhren anderes ticken als bei uns, hat Doro ja schon schön beschrieben. Die Zeiten sind wirklich anders. Vor ca. 10:30 oder 11 Uhr macht kein Geschäft auf. Dafür ist der Fischmarkt um ca. 11 Uhr schon komplett fertig. Mittagspause? Aber sicher – ca. von 13-15 Uhr. Dafür haben die Läden alle lange auf. Abendessen – naja, die Touristen essen um 18/19 Uhr. Der Lissabonner frühestens um 20/20:30 Uhr. Und, das haben wir von Dani (unserer Stadtführerin) gelernt: angeblich kommen Portugiesen immer zu spät. Macht aber nix, wenn das alle machen, ist ja alles gut. 🙂
- Stadtrundfahrten oder Rundführungen gibt es in Hülle und Fülle. Wir haben eine Tour mit einer historischen Tram gemacht und einen Foodwalk durch das Maurenviertel (mehr dazu in einem späteren Artikel).
- Geheimtipp: Im mehrstöckigen Kaufhaus Pollux mitten in der Baixa gibt es auf der oberen Etage ein kleines Café. Nix dolles, aber mit einer ganz kleinen Dachterrasse, auf der man mit einem Bica und einem Nata einen tollen Überblick über die Innenstadt hat.
- Wenn es regnet … dann ist das Oceanário de Lisboa im Parque das Nações eine gute Alternative zur Stadtbesichtigung. Hier tummeln sich in einem der größten Aquarium der Welt ca. 500 Arten, die in unterschiedlichen Bassins untergebracht sind. Das Aquarium möchte den Besuchern den Zusammenhang der Meere (es ist ja doch nur ein großes Weltmeer) darstellen und so sind die Bassins nur durch Glasscheiben voneinander getrennt. Der um die Ecke liegende Gare do Oriente ist ein echtes Highlight moderner Architektur.