Immer, wenn wir auf Reisen gehen, beschäftigen wir uns vorab mit dem Ort, an den wir reisen. Mindestens einen kleinen Überblick über Land, Leute, Kultur mag ich immer haben. Und … Vorfreude ist ja bekanntlich die größte Freude. Was wir auch immer machen, ist uns mit dem „was gibt´s denn da zu essen“ zu beschäftigen – gerade bei Städtereise mehr, als mit der Stadt selber – die „erlaufen“ und erleben wir uns dann immer vor Ort direkt. Als wir unsere Reise nach Andalusien geplant haben, war uns beiden klar – es gibt Tapas – in allen Arten und Weisen, die man sich nur vorstellen kann. Kurz bevor wir nach Sevilla gereist sind, waren wir dann doch etwas verwirrt, wie wir denn die besten Tapas finden, denn Tapasläden gibt es dort in jeder Straße – einer am anderen und überall riecht es verführerisch. Also haben wir kurz vor der Anreise nach Sevilla einen Abend auf dem Hotelzimmer in Salobrena verbracht und versucht herauszufinden, wo man denn in Sevilla die besten Tapas findet – und das war wirklich nicht einfach.
Es gibt Unmengen von Berichten und Videos – gute und weniger gute zum Thema, was man sehen und essen muss. Irgendwie war aber für uns immer noch nicht klar, wie wir denn bei diesen Unmengen von Tapas-Bars DIE eine finden sollen, die das hat, was wir lecker finden. Jetzt können wir auch nur bruchstückhaft spanisch, was die Suche auch nicht wirklich erleichtert hat. (*kleine Erinnerung an mich selber – spanisch lernen!)
An diesem Abend haben wir eine Foodtour gebucht (damit wir an unserem ersten Abend nicht ganz hungrig ins Bett gehen 🙂 und einfach mal einen ersten Überblick bekommen) – davon berichten wir aber in einem gesonderten Artikel. Auf dieser Foodtour (die übrigens ca. 3 Stunden nach unserer Ankunft in Sevilla schon begann) haben wir jedoch von Hailey gelernt, wie man auch selber eine gute und vor allem typische (authetische) Tapas Bar findet, in der auch die Einheimischen essen gehen. Glücklicherweise unterscheiden sich die Kriterien nicht vollständig von den Tipps, die mir meine Mutter schon als Kind gegeben hat, wenn wir auf Reisen waren und die haben auch schon immer funktioniert. Hailey berichtete allerdings noch von der Kombination mit weiteren Details.
Stehtische: Tapas sind Kleinigkeiten, die man schnell mal so nebenbei isst (z. B. auf dem Weg nach Hause), also im Stehen, nicht im Sitzen. Es ist einfach keine Zeit für gemütliches Hinsetzen und auf das Essen warten und deshalb stehen alle – ob mit oder Tisch oder Bar – auch gerne mal außerhalb der Bar. Dazu kommt, dass viele der traditionellen Tapas-Bars ein winzig kein sind (hmm… oder es sind doch einfach zu viele Menschen darin??) – es ist einfach kein Platz für normale Tische und Stühle. Das allerhöchste der Gefühle sind Barhocker – also … => Ausschau halten nach Restaurants mit Stehtischen oder essenden und trinkenden Menschen an der Bar.
Papierservietten: In einer guten Tapas Bar ist immer die Hölle los, also findet man keine schön eingedeckten Tische mit Tischdecken, Stoff- oder auch guten Papierservietten. Es stehen Behälter mit herausnehmbaren, ganz dünnen einfachen Papierservietten auf einem Holztisch.
Wenn der Trubel losgeht, dann fällt die ein oder andere Serviette auch auf den Boden – viele Spanier werfen sie aber auch direkt dorthin. Da der Service keine Zeit hat durchzufegen, weil gerade Unmengen von Menschen in der Bar sind, bleiben die also einfach liegen, bis der Laden schließt. Nicht abschrecken lassen – es handelt sich nicht um einen Hygienemangel, sondern um leckere Tapas, zu wenig Zeit und viele Gäste , die wissen, wie gut die Tapas hier sind – also … => Ausschau halten nach zerknüllten Papierservietten auf dem Boden.
Maria: In einer echten Tapas Bar kann man an den Wänden nicht nur „normale“ Bilder sehen (in vielen hängen Prominente oder Sportler an der Wand), sondern es gibt Unmengen von Abbildungen von der heiligen Jungfrau Maria an der Wand – alleine, mit Jesus, mit Strahlenkranz, in groß und klein, bunt und schwarzweiß. Klassische Tapas Bars sind Familienbetriebe und das meist schon über viele Generationen hinweg, in der die Religion und insb. die heilige Jungfrau Maria einen hohen Stellenwert besitzt – also … => Ausschau halten nach Abbildungen von der heiligen Jungfrau Maria.
Wandschmuck: Traditionelle Tapas-Bars sind vielfach richtig alt und werden schon seit Generationen betrieben. Da man früher bunte und teilweise handbemalte Kacheln statt Tapete in Sevilla an der Wand hatte, sind diese oftmals heute noch zu sehen – zumindest teilweise – also => Ausschau halten nach gekachelten Wänden mit bunt bemalten Kacheln. Übrigens gibt es Kacheln in Sevilla auch an der Außenwand oder auf der Treppe.
Einheimische: Diese Regel hat mir schon meine Mutter beigebracht und sie ist für mich schon immer die wichtigste Regel gewesen: „Iss da, wo die Einheimischen essen. Nur da bekommst Du authentisches Essen.“ Recht hatte sie. Gute und authentische Tapas Bars sind im Normalfall gerammelt voll. Kaum sind sie geöffnet, kommt man kaum noch hinein oder heraus. Es es herrscht ein lustiges Gedränge, denn alle wollen dasselbe – leckere Tapas und ein schnelles Schwätzchen halten. Nicht abschrecken lassen von vielen Menschen, das kann sich schon nach wenigen Minuten ändern, denn, wie schon oben beschrieben, bleiben die meisten Menschen ja nicht stundenlang in der Bar, sondern nur auf einen kurzen Snack und Gläschen Vermut, Sherry oder z. B. Orangenwein – also … => Ausschau halten nach vielen Menschen, langen Schlangen oder Ansammlungen von gut gelaunten Menschen vor und in einer Tapas Bar.
Gleichtzeitig gibt es aber auch Sachen, die niemals in einer klassischen Tapas Bar, die was auf sich hält, zu finden sind. Dazu gehören:
Speisekarten in mehreren unterschiedlichen Sprachen. Englisch ist ganz selten mal zu finden, aber eine umfängliche Karte in mehreren Sprachen sollte niemals nicht nein auf keinen Fall vorhanden sein
oder
wenn Ihr viele Bilder von Essen seht oder von einem Krug Sangria – dann ist das keine typische Tapas Bar. Meistens gibt es nicht mal eine richtige Karte, sondern nur Tafeln, auf denen die Gerichte bzw. Tapas stehen – oder die Gerichte werden direkt an die Wand, den Tresen oder die Tür geschrieben…
Wenn Ihr denn nun Eure Tapas Bar gefunden habt, dann kommt die nächste große Frage: Was esse ich denn hier?
Ok, jeder der spanisch kann, kommt schon mal gut weiter, denn er kann einfach fragen. Allen anderen sei gesagt: Bestellt Euch ein Glas Bier oder Wein, Vermut oder Sherry und schaut Euch an, was die „Locals“ um Euch herum essen. Das bestellt Ihr – zur Not mit Händen und Füßen. Spanier sind da sehr verständnisvoll, auch, wenn sie hinter einem Tresen in der Hektik mal grimmig schauen. Sie wollen Euch verstehen.
Ähnliche Kriterien gelten übrigens für das Frühstück – ok, lassen wir den Vermut und den Sherry am frühen Morgen mal weg:-) . Wir selber buchen – besonders beim Städte-Urlaub ja niemals Frühstück im Hotel oder wir wohnen direkt in einem Appartement. Da wir beide regelmäßig schon durch den Job unterwegs sind, können wir Hotelfrühstück einfach nicht mehr sehen und bekommen bei „Continental Breakfast“ die Krise. Zudem gibt es inzwischen so viele tolle Cafés, in denen man schon morgens früh wunderbare Köstlichkeiten bekommt.
In Andalusien wird es da einem auch wirklich sehr einfach gemacht – Toastado mit Iberico-Schinken auf der einen …
… und Tomatenmus mit Olivenöl oder auch nur Olivenöl mit etwas Salz auf der anderen Seite, dazu einen heißen und starken Cafe con Leche (also Milchkaffee) und der Tag kann kommen.
Wer es süß mag – findet in Churros con Chocolate (also Brandgebäck mit heißer dunkler Schokoladensauce) eine tolle Alternative zum klassischen Brötchen. Churros gehen übrigens nicht nur zum Frühstück – Churros gehen irgendwie immer. Die besten Churros in Sevilla bekommt man übrigens in der Bar El Comercio.
Für alle, die sich immer noch unsicher sind, wo sie denn nun in Sevilla die besten Tapas finden, der sollte einfach den Artikel von Ralf lesen, den Ihr hier findet. Darin hat er seine 5 besten Tapas in Sevilla beschrieben und wo Ihr sie findet.
Wie wir ein paar Tage später in Malaga dann festgestellt haben, ist, dass diese oben aufgezählten „Regeln“ natürlich auch in anderen Städten gelten. Allerdings hat sich in Malaga inzwischen auch eine moderne Tapas-Szene entwickelt, bei der neue Kreationen aus traditionellen Tapas, Fusion-Küche oder einfach mal völlig neue Konzepte entstanden sind. Laura von Tapas in Malaga hat uns auf einem Foodwalk durch Malaga, über den wir noch berichten, viele neue Gourmet-Kreationen gezeigt, über Tapas-Wettbewerbe berichtet und uns stundenlang wunderbare Geschichten über Essen in Malaga erzählt. Für mich persönlich übrigens die beste Tour, die wir je gemacht haben – u.a., weil wir alleine mit Laura unterwegs waren und sie sehr konkret auf uns eingegangen ist. Außerdem sind sie und ihre beiden Kollegen keine riesige Organisation, was uns sowieso immer viel besser gefällt. Und … ich habe noch nie so gute Tapas gegessen. Aber … darüber berichten wir später.